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Abschluss des schwierigen Erntejahrs
5. Oktober 2021
Wehmut schwang mit, als die Vertreter der Landjugenden, der Gemeinde Mönchweiler, der Verbände und der Politik in der Alemannenhalle zusammenkamen. Eigentlich wäre auf dem Sportplatz der Gemeinde ein riesiges Zelt mit rund 2500 Sitzplätzen gestanden, hätten Musikgruppen für blendende Stimmung gesorgt und der traditionelle Umzug am Sonntag mit den schön gestalteten Motivwagen tausende Zuschauer nach Mönchweiler gelockt. Statement für Erntedank Doch was blieb, war ein Statement für den Erntedank, für den Abschluss eines schwierigen Erntejahrs und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Von der Pandemie wollte man sich nicht komplett unterkriegen lassen, hatte nach dem Frust über die unvermeidbare Absage in der Mönchweiler Landjugendgruppe die Kräfte noch einmal mobilisiert und die traditionelle Erntekrone gebunden. Diese schmückte nun am Wochenende die Alemannenhalle und wird im November in einem offiziellen Akt an das Landratsamt mit seinem Chef Sven Hinterseh übergeben. Das fünfte Kreiserntedankfest in Mönchweiler und das 60. im Kreis wäre es geworden – jetzt hofft die Landjugendgruppe Bräunlingen auf 2022, wo man als Veranstalter das Versäumte kräftig nachholen möchte. Beim Stehempfang am Sonntagmorgen waren zahlreiche Gäste gekommen, um die Themen in den Mittelpunkt zu stellen, die zum Erntedank wirklich wichtig sind. Zu Danken, dass die über das Jahr eingesetzte Energie zu einem – wenigstens befriedigenden Ergebnis geführt hat: der Ernte auf den bewirtschafteten Flächen. Dass zur Pandemie auch noch ein ganz schwieriges Erntejahr kam, dass mancher Landwirt mit teilweise starken Verlusten zurecht kommen musste, machte die Sache nicht leichter. In den Reden der Verantwortlichen schwang auch die Problematik der ständigen Umstrukturierung der landwirtschaftlichen Betriebe mit – und der Spagat zwischen Biodiversität und Klimaschutz auf der einen Seite und der Zukunft der bäuerlichen Betriebe auf der anderen. Diese beiden Seiten – das sei die Aufgabe der Zukunft – müsse man zusammenbringen. Bürgermeister Rudolf Fluck richtete nachdenkliche Worte an die Gäste: »Trotz aller Kontrolle, trotz technischen Fortschritts, besitzt die Natur die Kraft, in unser Leben einzugreifen – und diese Kraft ist manchmal gewaltig«, blickte Fluck auf das schwierige vergangene Jahr zurück. Er mahnte an, dass der Verbraucher in Deutschland in einem Land des Überflusses lebt und »den Wert einer guten Ernte gar nicht mehr sieht«. Er forderte die Verbraucher auf, auf regionale Produkte zu setzen und die einheimischen Höfe zu unterstützen. Stefanie Jäckle und Johannes Winterhalder, Vorsitzende der Landjugendgruppe, dankten Fluck: »Er hat uns immer in unseren Entscheidungen unterstützt und stand uns zur Seite«. Ährenstrauß als Symbol Landrat Sven Hinterseh erhielt ein kleines Ährensträußchen als Symbol für die kommende Übergabe der Erntekrone. Er sei sich bewusst, dass sich in den heimischen bäuerlichen Betrieben ein enormer Strukturwandel vollziehe. Hinzu komme, dass sich die Bürger immer mehr von der Landwirtschaft entfernen. »Die Politik war aufgefordert, sich dem Umweltproblem zu stellen – der Wandel kann aber nur kommen, wenn man mit den Höfen im ständigen Austausch bleibt.« Das sieht auch Bernhard Bolkart, Vizepräsident des Badischen landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) so. Er stehe hinter der Entscheidung, den chemischen Pflanzenschutz zu reduzieren – eine generelle Abkehr könne es aber nicht geben.

 

Quelle: Schwarzwälder Bote