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Geschichte

Mönche als Ortsgründer vermutet

Erste Erwähnung im Jahr 1258

Um das Jahr 800 nach Christus, wahrscheinlich noch früher, spätestens aber kurz vor dem Jahr 1000, gründeten Mönche eine kleine Cella an der damaligen Reichsstraße zwischen Villingen und Hornberg. Dort verläuft heute die Robert-Kratt-Straße.

Gleich bei der Gründung oder etwas später siedelten die Patres einige Bauern in ihrer Nähe an. So entstand der kleine Weiler, der von Mönchen gegründet wurde und deshalb den Namen Mönchweiler trägt. Der Ort zählt heute etwa 3200 Einwohner.

Vieles spricht dafür, dass die Mönche aus dem im Jahr 724 gegründeten Kloster Reichenau stammten und zu jenen gehörten, die vom Bodensee aus nach und nach in den Silva nigra – den Schwarzen Wald – gelangten. Historisch definitiv belegt und gesichert ist diese Erkenntnis nicht. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass sich die Entstehung Mönchweilers auf diese beschriebene Art und Weise abgespielt habt.

Zur Entstehungsgeschichte Mönchweilers wurden bis heute keine Dokumente oder andere vorzeigbare Hinweise gefunden. Eine Darstellung der frühesten Phase der Entwicklung bis zur Ersterwähnung im Jahr 1258 kann daher nur – gestützt auf Dokumente aus früheren Zeiten – durch den Vergleich mit ähnliche gelagerten Fällen in der Region erfolgen.

Mönchweiler ist keine Gründung des Klosters St. Georgen, das im Jahr 1084 gegründet und von Bischof Gebhard von Konstanz gefördert und geweiht wurde. Gebhard wiederum war ein Bruder des Herzogs Berthold von Zähringen, der die junge Klostergründung vom benachbarten Villingen aus schützte.

Mönchweiler spielte als Standort für die Erschließung der Ortenau und des Kinzigtales durch die Zähringer schon lange vor der Ersterwähnung im Jahr 1258 eine sehr wichtige Rolle.

Vor 750 Jahren erstmals erwähnt…

…doch Mönchweiler dürfte wesentlich älter sein.

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für Mönchweiler, wobei ja – wie so oft – nichts darauf hindeutete, dass es sich vor knapp acht Jahrhunderten um einen offiziellen Anfang handelte. Das hat man zwangsläufig erst später erkannt. Das Beste wird sowieso sein, im Plural von Anfängen zu sprechen, die sich zwar zunächst bescheiden ausnahmen, dann aber sukzessive ihre eigene Dynamik entfalteten. Das Ergebnis kann sich heute – also 750 Jahre nach der Ersterwähnung – sehen lassen: Mönchweiler ist das, was man völlig zu Recht, eine starke und kraftvolle Gemeinde nennen kann. Klein, aber fein und selbständig! Mönchweiler – das ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass schiere Größe nicht das allein seligmachende Konstrukt für eine langlebige kommunale Existenz sein kann, so „modern“ das auch dem einen oder anderen heutzutage erscheinen mag.

In nomini domini amen. Im erhabenen Kirchenlatein ist auch jene denkwürdige Verkaufsurkunde formuliert, die zwar mit Mönchweiler nur wenig zu tun hat, gleichwohl für den Ort von enormer Bedeutung ist. Es geht darin um den Verkauf eines Hofes des Klosters Salem an das Kloster Rottenmünster, bei dem als Zeuge ein Plebanus de Mvnechewilar genannt wird. Datiert ist das in jeder Beziehung wertvolle Dokument, das sich im Original im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet, mit dem 6. März 1258. Das also ist das historisch belegte Datum der Ersterwähnung Mönchweilers, quasi die offizielle Geburtsurkunde, denn letztlich existiert ja nur das, was urkundlich und dokumentarisch beglaubigt ist. Geboren aber wurde Mönchweiler schon wesentlich früher.

Dass es den Plebanus zu diesem Zeitpunkt gab, der als offensichtlich vertrauenswürdiger Zeuge bei wichtigen Verkäufen benannt wurde, weist indirekt auf eine bereits vorhandene Bedeutung der Ortschaft Mvnechewilar hin. Begründeten Schätzungen zufolge lebten zur Zeit der Erstnennung etwa 170 bis 200 Menschen hier (heute sind es 3200). Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Geburtsstunde Mönchweilers lange vor der Erstnennung schlug. In welchem Jahr, lässt sich nicht sagen. Doch die Lage des Ortes und die Erschließung des Schwarzwaldes unter den Zähringern dürfte nicht ohne Belang für die Entstehung Mvnechewilars gewesen sein. Siehe auch „Am Anfang waren Mönche“.

Ein Leutepriester, kein Mönch

Der bereits erwähnte „Taufpate“ Mönchweilers, eben der bereits genannte Plebanus de Mvnechewilar, spielt zwangsläufig eine herausragende Rolle in den ersten Anfängen des Dorfes. Ein Plebanus war ein so genannter Leutepriester, also kein Mönch, sondern ein vom Bischof bestellter Pfarrer, ein rector ecclesiarum. Und bei diesem 1258 genannten Zeugen handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Berthold Schamel. Denn ein Jahr später taucht der Priester erneut als Zeuge des Klosters Salem auf, und zwar als Berdoldus dictus Schamel. Dieser Berthold scheint ein ziemlich umtriebiger Mensch gewesen zu sein, der zudem noch Dekan in Villingen und Pleban in Oberschach war. Jedenfalls war seine „fahrende und liegende Habe“ in verschiedenen Orten der weiträumigen Baar nicht gering, weshalb er davon zu seinem Seelenheil klösterliche und karitative Einrichtungen zu bedenken gedachte. So verfügte er beispielsweise im Jahr 1294, nach seinem Tod, der ihn dann 1308 ereilte, den schuldenfreien Hof in Haidenhoven (Heidenhofen?) dem Villinger Armenspital zu stiften.

1270 gibt es bei einem der zahlreichen Verfügungen des Plebanus Berthold auch die Zeugen Conrad Stehlin, Vater und Sohn. Und diese Stehlins, Stehelins, Stähelis oder Stehelis sind für Mönchweilers Geschichte ebenfalls sehr bedeutend. Denn in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestimmen sie durch ihre Käufe und Verkäufe die Besitzverhältnisse im Ort und somit dessen Entwicklung. Das geht aus diversen Quellen hervor. Daneben gab es im dörflichen Besitzgeflecht Bauern mit jeweils einem Hof, der allerdings hin und wieder im Erbgang aufgeteilt wurde. Viele Habenichtse hat’s indes auch gegeben. Die Besitzer größerer Anwesen – oft als Wohlgeborene betitelt – kamen von außerhalb; ein unmittelbarer Bezug solcher Personen zu Mönchweiler als Ansässige oder Insassen bestand nur über die dort gelegenen Güter, die als Lehen und somit als sichere Einnahmequelle fungierten. (Die 17 Höfe, aus denen Mönchweiler bestand, sind teilweise noch heute im Grundbuch nachweisbar.)

Die Hälfte ans Kloster St. Georgen

Auffallend ist, dass in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder die Besitzer wechselten. Was blieb, war die „bodenständige Bevölkerung“, jene Menschen, von denen sich die meisten auf den Fronhöfen verdingten und als Besitz mit dazu gehörten. „Das Gericht in Rottweil bekennt, dass Johann Stäheli dem Abt Heinrich von St. Georgen sich selbst und all sein Eigenthum, namentlich auch die Hälfte des Dorfes Mönchweiler übergeben hat.“ Das war am 5. Februar 1339 und ist der Chronica Villa Monachorum im Generallandesarchiv Karlsruhe zu entnehmen. Die Verbindung zum Kloster St. Georgen bestand demnach dergestalt, dass es Teile Mönchweilers im Laufe der Zeit nach und nach durch Kauf oder Übergabe erwarb, was wiederum darauf schließen lässt, dass Mönchweiler keine unmittelbare Gründung des Benediktiner-Klosters St. Georgen ist. Denn warum sollte das Kloster erwerben, was ihm gehört?

Mönchweiler wird sein Entstehen und Wachsen aus seiner regionalgeographischen Präsenz bezogen haben. Und zwar zu einem viel früheren Zeitpunkt, als die Erstnennung 1258 vermuten lässt. Das Wirken der Zähringer und der Aufstieg Villingens werden nicht ohne Einfluss auf das in unmittelbarer Nähe gelegene Mvnechewilar gewesen sein. Im Jahr 999 erhält Vilingun das Münz- und Marktrecht. Es dauert dann bis zum Jahr 1225, dass Villingen erstmals civitas, also Stadt, genannt wird. In diesen mehr als zwei Jahrhunderten ist in der „Marktstätte“ und in der Nachbarschaft ein kontinuierlicher Aufwärtstrend festzustellen.

Die geographische Bedeutung des Dorfes

Die exponierte Lage Mönchweilers und die damit verbundene Bedeutung des Dorfes ergab sich aus der erklärten Absicht der Zähringer, den Schwarzwald bis hinunter ins Kinzigtal zu erschließen. Deshalb unterstützten sie 1084 den Bau des Reformklosters St. Georgen. Bischof Gebhard von Konstanz hat das Kloster nicht nur geweiht, er hat es auch gefördert. Gebhard wiederum war ein Bruder des Herzogs Berthold von Zähringen, der die junge Klostergründung von Villingen aus schützte. Der Weg nach Offenburg führte aber nicht über St. Georgen, sondern über Mönchweiler, Peterzell, Brogen und Langenschiltach. Herzog Berthold unterstanden damals der Thurgau, die Baar, der Breisgau und die Ortenau, die es als letztes für die Verkehrsströme zu öffnen galt. Das Zähringer-Städtenetz rechts des Rheins bildete ein Dreieck, das von Freiburg, Offenburg und Villingen markiert wurde. Und im ersten Abschnitt der elementar wichtigen Straßenverbindung Baar via Ortenau lag und liegt Mönchweiler.

Die verkehrsbedeutende Position kann ein Beleg dafür sein, dass Mönchweiler als kleine Ansiedlung aus sich selbst heraus entstanden und mit den Erschließungsabsichten der Zähringer weiter gewachsen ist. Wenn man die relativ günstige Entwicklung auf der Baar zwischen dem 11. und frühen 13. Jahrhundert, auch bedingt durch die in unserer Region stabilisierende politische Großwetterlage unter den Sachsen-, Salier- und Staufer-Kaisern, berücksichtigt und die unmittelbare Zeit vor der Erstnennung im Jahr 1258 sorgfältig einordnet, dann steht Mönchweiler mehr für ein langsam, aber stetig gewachsenes selbstständiges Gebilde. Weniger für eine Gründung von St. Georgen aus.

Denn an immerhin 17 Orten der Umgebung erhielt St. Georgen schon in den Jahren 1094/95 Güter übertragen, wie der Historiker Casimir Bumiller in dem Band „Faszination einer Zeitreise“ (1999) ausführt, dem wir auch andere Hinweise entnommen haben. Dem Kloster wurden also Güter zu einem sehr frühen Zeitpunkt seines Bestehens vermacht. Es bedurfte in der Regel keiner Gründungen, vielmehr ergab sich der umfangreiche Klosterbesitz aus Vermächtnissen und Stiftungen.

Vermacht und verkauft wurden auch in späterer Zeit immer mal wieder „halbe“ und andere „theile“ von Mönchweiler. Am 5. November 1481 ist zum Beispiel zu lesen: „Enly Engelschmann von Asan (Aasen?), Hainrich Kolers eheliche Hausfrau, jetzt zu Munchwiler gesessen, ist mit ihren Kindern und Kindeskindern Leibeigene des Gotteshauses St. Georgen.“

Wilfried Heupel

Anmerkung: Alle Angaben basieren weitgehend auf der in Skriptform vorliegenden neueren „Chronik des Dorfes Mönchweiler von den ältesten Zeyten bis auf den heutigen Tag“ von Johann Dieter Pechmann (Mönchweiler). Darin sind auch die zahlreichen Quellennachweise enthalten.