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Weg frei für klimaneutrales Quartier
26. Mai 2021
Sondiert wurde, ob eine Erdwärmenutzung zur Nahwärmeversorgung im geplanten Wohnbaugebiet Kälberwaid III erfolgversprechend ist. Dass die Bohrung erst zu diesem Termin möglich war, lag an der sehr spät eingetroffenen Genehmigung durch das Landratsamt – ein Umstand, der Bürgermeister Fluck einmal mehr verärgerte. Nun liegen die Ergebnisse der Probebohrung vor und die sind durchweg positiv. Der »Thermal Response Test« zeigt hohe zu erwartende Entzugsleistungen. Die Machbarkeitsstudie umfasst ein Neubaugebiet von rund 1,7 Hektar und liegt im Südosten der Gemeinde Mönchweiler mit 33 Bauplätzen, davon 19 Einfamilienhäuser, zehn Doppelhaushälften und vier Mehrfamilienhäuser. Die Erdwärmesonden wurden auf eine Tiefe von 200 Metern eingebohrt. »Das ist die Tiefe, in der erfolgreich und am wirtschaftlichsten entnommen werden kann«, erklärte Harald Schäffler vom Fachbüro. Ab dieser Tiefe werde die Installation sprunghaft teurer und sei wirtschaftlich nicht zu vertreten. Mit in die »Machbarkeitsstudie Klimaneutrale Quartiersversorgung Kälberwaid III« floss auch die Strom versorgung über Photovoltaik. Auf den Tisch des Gemeinderates kamen zwei Versorgungsvarianten: Einerseits die gemeinschaftliche Versorgungslösung mit gemeinsam genutzten Quellen und Netz, gemeinschaftlich genutzte Erdwärmesonden (EWS), Vernetzung durch ein kaltes Nahwärmenetz, Sole-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlagen und andererseits eine individuelle Versorgungslösung pro Gebäude mit Luft-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaik. Beide Versorgungsvarianten haben Vor- und Nachteile: Bei der gemeinschaftlichen Versorgungslösung hat der Bauherr eine beschränkte individuelle Auswahlmöglichkeit, Dienstbarkeiten für Dach und Keller, einen höheren Planungsaufwand für den Bauträger und zusätzliche Investitionskosten für das Wärmenetz. Dafür gibt es jedoch deutlich höhere und gesicherte Fördermittel, einen garantierten Wärmepreis beim Grundstückskauf, kein Anlagenrisiko, einen geringeren Finanzierungsbedarf beim Bauherren und eine höhere Effizienz durch Synergieeffekte. Bei der individuellen Versorgungslösung pro Gebäude liegt der Vorteil in der freien Technologie- und Lieferantenwahl, einer klaren eigenen Verantwortung und dem fehlenden Planungsaufwand für den Bauträger. Nachteilig wirken sich die geringeren und unsicheren Fördermittel, der hohe individuelle Aufwand, der hohe Finanzierungsaufwand und die geringere Effizienz aus. Schäffler legte minuziös dargestellte Berechnungen vor, die genau aufzeigten, wo die Vorteile einer gemeinschaftlichen Versorgungslösung liegen. Dabei ist natürlich ein wichtiger Punkt für eine Entscheidung für diese Lösung gar nicht mit Zahlen zu messen: Der Nutzen für die Umwelt, die durch die klimaneutrale Versorgung des Quartiers der eigentliche Gewinner des Projekts ist. Ob tatsächlich Interessenten aufgrund der Verpflichtung zur Erdwärmenutzung »aussteigen« – wie von Gemeinderätin Renate Heppe-Debus befürchtet – ist fraglich. Sowohl am Ratstisch, als auch von Seiten der Verwaltung gab es Gegenteiliges: »Ein klimaneutrales Quartier lockt in der heutigen Zeit Bauherren eher an.« Gemeinderat Willi Storz: »Wir können keinen Klimaschutz zum Null-Tarif haben – das müssen wir alle begreifen.« Dazu kommt noch, dass die Erdwärmeversorgung unkompliziert und kostengünstig erweitert werden kann. »Wir müssen zu Beginn auch nicht den kompletten Anschluss verlegen«, erklärte Schäffler. Machte sich der Gemeinderat die Entscheidung für das kalte Nahwärmesystem auch nicht leicht, war am Ende die Entscheidung doch einstimmig. Der Gemeinderat beschloss auf Grundlage der vorliegenden Machbarkeitsstudie, die eindeutig belegt, dass das Quartier vollständig mit Wärme und Strom versorgt werden kann, die gemeinschaftliche Versorgungsvariante weiter zu verfolgen und sich die Fördermittel zu sichern. Zeitnah führt das Planungsbüro Schäffler jetzt Abstimmungsgespräche mit dem zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Es folgt eine Fachplanung inklusive Kostenberechnung, die Erarbeitung eines Geschäftsmodells, die Ausschreibung von Energiedienstleistern und der Förderantrag. Mönchweiler möchte sein zukunftsweisendes Wohnbaugebiet jetzt zügig entwickeln.

Quelle: Schwarzwälder Bote